Timo Rokitta berichtet von der ersten Durchführung des M&M Gravelgrinder, einer brandneuen Gravel-Veranstaltung im Naturpark Montseny und im Naturpark Montnegre i Corredor in Spanien.
Dieses Jahr fand die Premiere des ersten M&M Gravelgrinder statt. Es waren über 100 Teilnehmer verteilt auf die drei Distanzen (20 für die 85K, 55 für die 120K und 25 für die 200K) am Start. Der M&M Gravelgrinder möchte etwas Besonderes sein, da er ein neues Gebiet für Gravelbiker erschließt, das nicht der typischen erwarteten Tracks entspricht. Der M&M Gravelgrinder ist anspruchsvoller und steiler, aber technisch nicht besonders schwierig. Die gesamte Idee des M&M Gravelgrinders bestand darin, ihn so sozial wie möglich zu gestalten, ohne dabei ein echter Wettbewerb zu sein. Alle Teilnehmer können Preise erhalten. Alle Teilnehmer können einen ganzen Tag voller Gravelbiken genießen. Die zahlreichen Verpflegungsstationen sollen das Bewältigen der Strecke erleichtern oder zumindest einfacher zu machen.
Es gibt Spiele entlang der Strecke (versteckte Ostereier, von denen nur eines von neun gefunden wurde!), eine schöne Eventlocation im Ziel und Verlosungen unter allen Teilnehmern rundeten die Veranstaltung ab. Der Plan für die Zukunft bestand darin, das gesamte Erlebnis zu verbessern In Zukunft soll Teilnehmerzahl mindestens verdoppelt werden, jedoch dabei noch die persönliche Note beizubehalten. Für den Veranstalter ist es wichtig, jeden der Teilnehmer zu kennen. Er möchte auch eine weitere Gravelveranstaltung in Katalonien in einem anderen neuen Gebiet hinzufügen.
Da ich nach dem „the Traka 360“ gerade in Spanien war, stand für mich fest, dass ich an der ersten Ausgabe dieses Events unbedingt teilnehmen muss. Ich hoffte die 2 Wochen Regenerationszeit nach den 360 Kilometern des the Traka würden ausreichen. O.K. – ich fuhr nach dem the Traka noch knapp 1.000 Kilometer durch Andalusien mit meinem Gravelbike.
Der Start war wie bei fast allen Langstrecken -Events im Dunkeln, genauer gesagt um 6 Uhr vor dem Hotel Alegrie Verde, dem Partner des Events in Santa Susanna an der Costa Brava. Genau 25 Teilnehmer wagen sich auf die lange und harte Strecke mit 200 Kilometern mit 5.000 Höhenmetern. Die örtliche Polizei begleitete das Fahrerfeld auf den ersten Metern aus der Stadt heraus. Nach der Unterquerung einer Brücke ging es über schlammige Pisten, die mit riesigen Pfützen garniert waren. Alle Fahrer waren nach kürzester Zeit damit sind schon eingesaut.
Danach folgte die erste von zwei Flussdurchquerungen. Einige Fahrer, die durch den Fluss fahren wollten, stürzten dabei im tiefen Sand. Sie fielen aber sehr weich im feuchten Sand. Weiter ging es anschließend mit nassen und kalten Füssen in den ersten von 11 ausgewiesenen Anstiegen. Über eine breite Piste führte der Track mit 5-6 Prozent gemäßigt nach oben. Nach der Abfahrt folgte ein Singletrail der es in sich hatte. Es ging über grobe Steine und der Trail war mit Gebüsch zugewachsen. Die Dornen hinterließen tiefe Kratzer in meinen Armen. Es folgte der erste längere Anstieg mit extremen Steigungen, die mich kurz zum Schieben zwangen.
Nach der Verpflegungsstelle in Arbucies kam der härteste Teil der Strecke. Es ging nun auf Schotter 700 Höhenmeter am Stück in die Höhe. Irgendwann folgte eine holprige Abfahrt, wieder teilweise über Trails mit groben Steinen. Als noch Nieselregen einsetzte, wurde die Sache nicht einfacher.
Danach ging es direkt in den nächsten Anstieg, aber "nur" noch mit 600 Höhenmetern am Stück. Oben wartete dann die dritte Verpflegungsstelle mit Nudeln, Reis und gebratenem Hühnchen, was zusätzliche Energie brachte. Eine kurze Abfahrt endete dann dort, wo der dritte der drei heftigen Anstiege begann. Zum Glück war der erste Teil bis auf über 1.100 Meter über dem Meer asphaltiert. An einem Restaurant zweigte der Track links ab und auf einer Piste ging es zum höchsten Punkt der Strecke auf 1.280 Meter. Von hier hatte tolle Ausblicke bis zum Montserrat Gebirge.
Die Abfahrt hatte es wieder in sich. Im oberen Teil lagen viele Steine und es ging über eine sehr grobe Piste nach unten. Je weiter es nach unten ging, desto besser wurde jedoch der Track. Nach einem Stausee, der wegen des wenigen Regens im Frühjahr nur wenig Wasser hatte, gab ich dann Vollgas bis zur vierten Verpflegungsstelle. Dort traf ich auf Miquel, mit dem ich nun die restlichen 75 Kilometer zusammenfuhr. Ich hatte mich schon gefreut, dass es ab hier eine lockere Fahrt werden würde.
Doch im weiteren Verlauf des Tracks folgt nun wieder Anstieg auf Anstieg. Ein schneller Fahrer überholte uns ständig auf den Downhills, in den Anstiegen fuhren wir wieder auf ihn auf. Vor der 6. und letzten Verpflegungsstelle sehen wir ihn dann am Rand der Piste stehen, er hat sich einen Platten gefahren. Hier gilt wieder die Regel: Die Abfahrten sicher und achtsam zu fahren. Die Gefahr einen spitzen Stein zu übersehen ist einfach zu groß - besonders bei Ultra-Events mit mehr als 10 Stunden Fahrzeit, bei nachlassender Konzentration.
Nach knapp 12 Stunden fuhren Miquel und ich die letzten Meter am Strand von Calella entlang in Richtung Ziel in Santa Susanna. Wir fahren gemeinsam über die Ziellinie und freuen uns heil und gesund angekommen zu sein. Von den 25 Startern erreichen nur 18 das Ziel, was für die Härte der Strecke spricht. Für das Jahr 2024 träumt der Veranstalter von einer 300er Strecke – Mamma Mia.
Bilder mit freundlicher Genehmigung vonTimo Rokitta, Mandy Rodriguez, M&M Gravelgrinder